Kündigung des PKV-Vertrages - Folgen und Alternativen

Wer sich als Selbstständiger für die private Krankenversicherung entscheidet, kommt in den Genuss einer exzellenten Gesundheitsversorgung, die individuell auf die eigene Lebenssituation bedarfsgerecht zugeschnitten werden kann. Doch in nicht wenigen Fällen entwickelt sich der Tarif zu einer Kostenfalle, vor allem wenn in einer kritischen Phase der Existenzgründung bzw. Selbstständigkeit Einnahmen ausfallen. Schnell wird die Option erwägt, die private Krankenversicherung zu kündigen, um einen günstigeren Tarif zu nutzen. Doch hiermit sind oft erhebliche finanzielle Nachteile verbunden, die im Folgenden beleuchtet werden sollen. Welche Alternativen gibt es zur Kündigung der privaten Krankenversicherung?
 

Ein Wechsel in die gesetzliche Krankenkasse nicht so einfach möglich

Wer mit dem Gedanken spielt, einfach wieder in die gesetzliche Krankenkasse zu wechseln, wird schnell enttäuscht, denn dies ist nicht so einfach möglich. Es soll vom Gesetzgeber aus verhindert werden, dass zunächst in jungen Jahren die günstigen Tarife in der PKV ausgenutzt werden, um dann im Alter in der gesetzlichen Variante wieder zu sparen. Für Versicherte über 55 Jahren ist ein Wechsel nahezu ausgeschlossen, es handelt sich also um eine langfristige Entscheidung, die mit Blick auf die eigene Gesundheit gut durchdacht werden sollte. Durch Altersrücklagen wird zwar ein starker Anstieg der Kosten gebremst, dennoch sind die Beiträge im hohen Alter tendenziell höher. Wer jünger als 55 Jahre ist und unter die Versicherungspflicht fällt, kann wieder in die gesetzliche Krankenkasse wechseln, sofern das Einkommen unterhalb der Bemessungsgrenze für die private Krankenversicherung gefallen ist und auch darunter bleiben wird (2015 sind es 54.990 Euro Jahresgehalt). Ein solcher Wechsel ist prinzipiell auch denkbar, wenn ein Selbstständiger plötzlich wieder ein Angestelltenverhältnis beginnt, das unterhalb der geltenden Einkommensgrenze liegt. Wer jedoch seinen PKV-Vertrag kündigt, riskiert, gerade mit Blick auf die Altersrückstellungen hohe Verluste hinnehmen zu müssen. Insofern muss jeder grundsätzlich selbst kalkulieren, was ihm eine gute Gesundheitsversorgung buchstäblich wert ist.
 

Krankenversicherungspflicht und Kündigungsfrist: Was allgemein zu beachten ist

In der Bundesrepublik Deutschland herrscht eine allgemeine Versicherungspflicht, sodass jeder dafür Sorge zu tragen hat, dass keine Lücke entsteht. Eine Kündigung ist somit erst dann wirksam, wenn ein neuer Versicherungsschutz besteht. Generell kann eine private Krankenversicherung zum Ende des Versicherungs- oder Kalenderjahres mit einer Frist von 3 Monaten gekündigt werden. Die Handlungsflexibilität wird jedoch auch durch Mindestversicherungszeiten eingeschränkt, die zwischen 1 und 3 Jahren liegen können. Insofern macht es durchaus Sinn, sich ernsthaft mit Alternativen zur Kündigung der PKV zu beschäftigen.
 

Nachteile, die durch die Kündigung der privaten Krankenversicherung entstehen können

Wie oben bereits angedeutet, kann sich vor allem das Thema Altersrückstellungen finanziell sehr negativ auswirken, bis hin zum Verlust eines großen Teiles der Rückstellungen (Details sind unbedingt dem jeweiligen Vertrag zu entnehmen oder zu erfragen). Bei einem Wechsel zu einer anderen privaten Krankenversicherung kann es in der Praxis sein, dass zunächst ein teurerer Tarif gewählt werden muss, was dem erklärten Sparziel zuwiderläuft. Auch sind oftmals bestimmte Wartezeiten vorgesehen, bis einige Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen werden können. Je nach Regelung kann also auch die Gesundheitsversorgung unmittelbar für einen bestimmten Zeitraum unter einem Wechsel leiden. Hier wird einmal mehr deutlich, dass es sich lohnt, Alternativen zur Kündigung in Betracht zu ziehen. Seit Anfang 2009 gehören privat Versicherte, die ihren Vertrag vorher abgeschlossen haben, zu den so genannten Bestandskunden. In diesem Kontext wurde beschlossen, einen Zuschlag von 10 % auf die Prämien zu erheben, um eine Kostenexplosion im Alter zu verhindern. Versicherungsnehmer können bei einem Wechsel in der Regel nur einen Teil dieser Rücklagen mit in den neuen Vertrag nehmen. Allerdings müssen sie hierzu meistens in den Basistarif wechseln und dort für 18 Monate bleiben. So kann es sein, dass je nach Vorerkrankung keine optimale Gesundheitsversorgung mehr in Anspruch genommen kann oder erhebliche Mehrkosten durch Eigenanteile entstehen. Vom eigentlichen Sparziel bleibt dann wirklich nichts mehr übrig. Generell gilt: je länger ein Wechsel hinausgezögert wird, desto größer ist der aus einer Kündigung entstehende finanzielle Nachteil. Hier zeigt sich erneut, dass die Entscheidung für die private Krankenversicherung in der Phase der Existenzgründung einen nachhaltigen und grundsätzlichen Charakter hat.
 

Alternativen zur Kündigung der PKV: So lassen sich Kosten sparen

Grundsätzlich sollte jeder privat Versicherte prüfen, ob der gewählte Tarif auf seine aktuelle Situation noch zutrifft. In vielen Fällen besteht eine kostenintensive Überversorgung, die durch eine Vertragsanpassung leicht beseitigt werden kann. So können die Kosten beispielsweise immens gesenkt werden, wenn teure Zusatztarife gekündigt werden und im Wesentlichen der günstige Basistarif gewählt wird, der ebenfalls eine grundlegende Gesundheitsversorgung ermöglicht, die dem Versicherungsschutz der GKV angepasst ist. Jeder sollte ganz genau prüfen, ob Bausteine wie Krankenhaustage- oder Krankentagegeld sowie ein Pflegezusatz notwendig sind. Durch eine gesundheitsbewusste Lebensweise können zudem die Kosten gesenkt werden, wenn es aufgrund nur weniger oder gar keiner Arztbesuche Rückerstattungen gibt. Ein Risiko gehen Versicherte nicht ein, denn sobald sich der Gesundheitszustand ändert, können bedarfsgerechte Bausteine wieder in den Vertrag integriert werden. Eine mögliche Alternative zur Kündigung der privaten Krankenversicherung bietet die Optimierung des Risikozuschlages: Dieser wird für Vorerkrankungen erhoben, er ist aber nicht für ewig unabänderlich festgeschrieben. Mit Hilfe eines ärztlichen Gutachtens kann der Versicherte so die Senkung des Risikozuschlages fordern. Generell sollte persönlich Kontakt mit der Versicherung aufgenommen werden, denn diese hat auch kein Interesse daran, einen Kunden zu verlieren.
 

Unwissenheit schützt nicht vor möglichen Kosten:
Über eine neue Gesundheitsprüfung

Ein unbedachter Wechsel der PKV kann sich schnell als Kostenfalle entpuppen, denn in der Regel ist eine neue Gesundheitsprüfung von Nöten, bei der sich Tatbestände ergeben können, die dem Ziel der Kostensenkung zuwiderlaufen. Alle Fragen müssen vollständig und wahrheitsgemäß beantwortet werden. Wer schummelt oder Vorerkrankungen verschweigt, riskiert, seinen Versicherungsschutz zu verlieren, mit entsprechenden Kosten für die Gesundheitsversorgung. Im Übrigen kann bei einer neuen Gesundheitsprüfung auch wieder der beschriebene Risikozuschlag ins Spiel kommen und die angestrebte Kostensenkung zunichtemachen.
 

Fazit: Ein Tarifwechsel innerhalb der privaten
Krankenversicherung ist oft die bessere Alternative

Bevor über die Kündigung des Vertrages nachgedacht wird, sollte ein Tarifwechsel durchkalkuliert werden. Jeder privat Versicherte sollte regelmäßig sein Recht in Anspruch nehmen, den Tarif zu wechseln, um Geld zu sparen. Meistens werden Tarife in einer bestimmten Lebenssituation angeschlossen, die aber nicht ewig gültig ist. Insofern stellt sich die Frage nach einer Kündigung meistens nicht, wenn der Tarif regelmäßig geprüft und angepasst wird. Wer seinen Tarif lange nicht angepasst hat, zahlt mit Sicherheit zu viel, denn viele Leistungen werden gar nicht in Anspruch genommen. Vom Gesetz her sind übrigens keine Beschränkungen vorgesehen, wie oft ein Wechsel des Tarifes erfolgen darf. Wer seine Beiträge regelmäßig prüft, hat jedenfalls die Kosten immer bedarfsgerecht im Blick. Der große Vorteil der privaten Krankenversicherung zeigt sich darin, dass sich ein gesunder Lebenswandel im wahrsten Sinne des Wortes auszahlt.
 

Sparen, aber nicht auf Kosten der Gesundheit:
Vor der Kündigung der PKV sollten sämtliche Alternativen geprüft werden

  • Versicherte können das kostenlose Recht nutzen, den Tarif zu wechseln (mind. alle 5 Jahre sollte der Tarif überprüft werden, eine Fachberatung wird empfohlen)
  • ein Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung ist nur unter den beschriebenen Bedingungen möglich
  • langfristig planen bzw. kalkulieren: Beiträge können nachhaltig niedrig gehalten werden, dies bei einer sehr bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung
  • Tarifoptimierung: Kostensenkung durch die Abwahl bestimmter Bausteine (Was brauche ich wirklich?)
  • finanzielle Risiken vor einer Kündigung bedenken: große Anteile der Altersrücklage können wegfallen
  • eine neue Gesundheitsprüfung kann einen hohen Risikozuschlag zur Folge haben
  • nach einem Wechsel sind Versicherte oft über 18 Monate im Basistarif gefangen
  • aktive Kostensenkung durch Überprüfung eines etwaigen Risikozuschlages
  • generell gilt: je länger ein Wechsel hinausgezögert wird, desto teurer und 'nutzloser' wird er

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