Der Beitritt in die private Krankenversicherung steht Selbstständigen, Freiberuflern und Beamten ohne Einkommensgrenze offen. (Angestellte hingegen müssen hier ein Jahreseinkommen von 62.550 Euro vorweisen, Stand 2020). Mit der privaten Krankenversicherung kommen Versicherte in den Genuss einer erstklassigen medizinischen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich. Kurze Wartezeiten beim Hausarzt, keine Einschränkung bei Medikamenten und Arzneimitteln, freie Krankenhauswahl, der Zugang zu Spezialkliniken, und die Unterbringung auf der Privatstation eines Krankenhauses mit Chefarztbehandlung im Ein- oder Zweibettzimmer sind wichtige Vorteile der privaten Krankenversicherung. In diesem Artikel geben wir Ihnen einige Insidertipps, wie Sie die für Sie optimale Krankenversicherung finden.
Die optimale PKV finden - das ist zu beachten
Anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung richten sich die Beiträge in der Privaten Krankenversicherung nicht nach Ihrem Einkommen. Maßgebend in der PKV sind unter anderem das Alter der zu versichernden Person, der Gesunheitszustand und der gewählte Leistungsumfang.
Schritt 1: Auf welche Zusatztarife lege ich wert?
Krankentagegeld:
Für Selbstständige ein Muss! Mit einem Krankentagegeld sichern Sie Ihr Einkommen für den Krankheitsfall. Anders als bei Angestellten kommen Selbstständige nicht in den Genuss des gesetzlichen Krankengeldes. Bei Abschluss eines Krankentagegeldes können Sie wählen, ab welchem Tag der Krankschreibung der zuvor festgelegte Tagesgeldsatz ausgezahlt werden soll. Die Höhe des Tagesgeldsatzes darf Ihr Nettoeinkommen nicht überschreiten. Aus Kostengründen ist es beim Krankentagegeld sinnvoll, eine Karenzzeit von ca. 20 - 50 Tagen zu wählen.
Krankenhaustagegeld:
Leistet einen fest vereinbarten Tagessatz bei stationärem Aufenthalt. Die Krankenhaustagegeld ist eine eher unwichtige Erweiterung. In manchen Tarifen innerhalb der PKV erhalten Sie sogar ein automatisches Krankenhaustagegeld, wenn Sie z.B. anstelle eines Einbettzimmers auf ein Zweibettzimmer umsteigen.
Pflegetagegeld / Pflegezusatzversicherung:
Das Pflegetagegeld leistet im Falle des Vorliegens einer Pflegestufe einen festgelegten Tagesgeldsatz. Die Höhe des Tagegeldes kann flexibel an dem finanziellen Mehrbedarf der Pflegestufen angepasst werden. Die Pflegezusatzversicherung ist eine sinnvolle Erweiterung in der PKV, da eine Pflegestufe zu hohen finanziellen Belastungen führen kann und die Pflegepflichtversicherung nur einen Teil der tatsächlichen Pflegekosten übernimmt. Auch die Ergänzung mittels der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung ist in der PKV möglich und sollte vorrangig abgefragt werden.
Zähne, Brillen, alternative Heilmethoden:
Je nach Bedarf können Sie den Versicherungsschutz um Mehrleistungen für Zahnersatz, Brillen, Kontaktlinsen und alternative Heilmethoden erweitern. Ob die einzelnen Tarife sinnvoll sind, hängt von Ihrem persönlichen Bedarf ab. Legen Sie mehr Wert auf die Behandlungen durch anerkannte Heilpraktiker, oder vertrauen Sie der Schulmedizin? Sind Ihre Zähne im einwandfreien Zustand und fallen Ihre Besuche beim Zahnarzt eher häufig oder selten aus? Tragen Sie Kontaktlinsen oder eine Brille?
Bei allen Erweiterungen sollten Sie im Vorfeld eine Kalkulation vornehmen, ob für Sie die Wahrscheinlichkeit einer Beanspruchung eher gering oder groß ist und die Beiträge hierfür im kalkulierbaren Rahmen ausfallen. Fragen Sie Ihren Berater einfach nach den einzelnen Beiträgen hierfür.
Schritt 2: Kosten sparen durch Selbstbehalte und Beitragsrückerstattungen
Ein wichtiges Instrument, den Versicherungsschutz ausreichend und dennoch nicht zu teuer zu gestalten, ist die Vereinbarung einer Selbstbeteiligung. Erst nach Erreichen einer festgelegten Grenze (z.B. 500 Euro im Jahr) können Sie dann Belege zur Erstattung Ihrer PKV einreichen. Eine wesentlich elegantere Lösung bieten einige Versicherungen mit einer Beitragsrückerstattung an, die oft auch neben der Vereinbarung von Selbstbeteiligungen möglich ist. Sofern Sie innerhalb eines Kalenderjahres keine Belege einreichen bzw Ihre Krankenversicherung nicht beanspruchen, zahlt Ihnen die Versicherung einen Teil Ihrer Beiträge zurück. Das können im Jahr schonmal bis zu 1700 Euro sein.
Schritt 3: Achten Sie immer auf die Beitragsentwicklung!
Die Wahl der für Sie richtigen Krankenversicherung ist oft eine Entscheidung, die Sie Ihr Leben lang begleitet. Denn anders als vielleicht bei anderen Absicherungsformen werden Sie früher oder später die Krankenversicherung auch beanspruchen müssen. Zwar ist auch ein späterer Wechsel zu einem anderen Anbieter nie ausgeschlossen, dennoch scheitern viele dann an den neuen Gesundheitsfragen, die dann ein Hindernisgrund darstellen können.
Viele Anbieter versprechen günstige Beiträge, doch wie sieht es in 5, 10 oder 20 Jahren aus? Empfehlenswert ist es immer, eine PKV zu wählen, die einen stetigen "Zufluss" an neuen Versicherten verzeichnen kann. Denn durch das Kapitaldeckungsverfahren in der PKV sorgen "gesunde", meist junge Menschen für den finanziellen Ausgleich der "kranken", Älteren. Hier lohnt ein Blick hinter die Kulissen. Anhand von Geschäftsberichten erkennen Sie, wie die Struktur einer Versicherung in der Vergangenheit aussah und können so Ihre Prognosen für die Zukunft ziehen.
Besonderheit: Beamtenanwärter - Vorsicht geboten!
Für die Zielgruppe der Beamtenanwärter haben viele private Krankenversicherer spezielle „Änwärtertarife“ eingeführt. Diese unterscheiden sich entweder geringfügig oder gar nicht von den Leistungen der Normaltarife, sind aber weitaus preisgünstiger, weil sie ohne den Sparanteil der Alterungsrückstellung kalkuliert sind. (Für diesen fällt im Normaltarif ein Zuschlag an).
Doch bei der Wahl des richtigen Tarifes für Beamtenanwärter ist Vorsicht geboten. Einige private Krankenversicherer locken mit extrem günstigen Anwärtertarifen, die weit unter dem Durchschnitt der anderen Versicherer liegen. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich diese Tarife jedoch als Kostenfalle mit hohen Eigenanteilen z.B. im Bereich Zahnersatz. Auch kann es sein, dass bestimmte Leistungen erst nach einem Unfall erbracht werden, und nicht bei normaler medizinischer Notwendigkeit.
Lassen Sie sich daher nicht von den vermeintlich günstigen Tarifen blenden, sondern lesen Sie genau zwischen den Zeilen. Fragen Sie unbedingt nach dem Beitrag, der nach der Anwärterzeit anfällt. Denn diesen Beitrag zahlen Sie in der Regel weitaus länger, und nicht nur über 2 oder 3 Jahre. Vergleichen Sie diesen dann mit denen anderer Versicherungen. Zudem sollten Sie auch danach fragen, wann die letzte Beitragserhöhung in den Tarifen der Vollversicherung stattgefunden hat. Denn nur so erfahren Sie, welcher Tarif über die Laufzeit auch wirklich der Günstigere ist.