Berufsständische Krankenkassen in Deutschland - ein Überblick

Bei gesetzlichen Krankenkassen denken die meisten Bundesbürger an die AOK oder die großen Ersatzkrankenkassen wie die Techniker Krankenkasse oder die Barmer Ersatzkasse. Insgesamt findet man in der Bundesrepublik noch etwas mehr als hundert gesetzliche Krankenkassen. 1970 waren es noch über 1.800 Kassen gewesen.

Innerhalb der Krankenkassen-Landschaft gibt es einige besondere Gruppen wie die Betriebskrankenkassen (BKK) und die berufsständischen Krankenkassen. Während die BKK einen betrieblichen Ursprung haben, sind die berufsständischen Krankenkassen aus besonderen Sozialversicherungs-Systemen für bestimmte Berufsgruppen entstanden. Zum größeren Teil sind sie heute allgemein zugänglich. Wir stellen die berufsständischen Krankenkassen hier im Überblick vor.
 

Die Knappschaft

Knappschaft ist eine Marke der Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Dabei handelt es sich sowohl um einen gesetzlichen Rentenversicherungs- als auch um einen Krankenversicherungsträger. Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung ist die Knappschaft bundesweit für alle Berufsgruppen geöffnet, bei der Rentenversicherung ist sie dagegen nach wie vor nur für Bergleute, Bahnbedienstete und Seeleute zuständig.

Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See besteht seit 1. Oktober 2005 und wurde durch die Eingliederung der Bahnversicherungsanstalt und der Seekasse in die Bundesknappschaft errichtet. Diese hat als Sozialversicherung eine lange Tradition. Die historischen Wurzeln reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Knappschaft hat knapp 1,6 Millionen Krankenversicherte. Sie besitzt einen eigenen sozialmedizinischen Dienst und verfügt über ein Netz von rund 1.500 niedergelassenen Ärzten, elf Krankenhäusern und elf Reha-Kliniken.
 

Innungskrankenkassen

Die Innungskrankenkassen (IKK) sind Ende es 19. Jahrhunderts im Bereich des Handwerks aus Gesellenbruderschaften entstanden - das waren Selbsthilfeeinrichtungen und Interessenvertretungen von Handwerksgesellen. Als Bismarck 1883 die gesetzliche Krankenversicherung einführte, wurden den Bruderschaften Aufgaben von gesetzlichen Krankenkassen für ihre jeweiligen Mitglieder übertragen. Das war die Geburtsstunde der Innungskrankenkassen. Die Kassen waren regional organisiert und wurden häufig von mehreren Handwerksinnungen getragen.

Dieses IKK-System überstand den Ersten und den Zweiten Weltkrieg, sowie die politischen Umbrüche zwischendurch. 1995 gab es in der Bundesrepublik noch 140 Innungskrankenkassen. Durch zahlreiche Fusionen ist ihre Zahl inzwischen auf sechs geschrumpft. Seit 1996 sind die IKK für alle Berufsgruppen zugänglich, eine Beschränkung auf bestimmte Handwerksgruppen besteht nicht mehr. Allerdings ist nicht jede der noch sechs existierenden IKK bundesweit geöffnet. Hier ein Überblick:

Name der IKK

Öffnung

Bundesinnungskrankenkasse Gesundheit

bundesweit

IKK classic

bundesweit

IKK gesund plus

bundesweit

IKK Südwest

Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland

Innungskrankenkasse Brandenburg und Berlin

Brandenburg, Berlin

Innungskrankenkasse Nord

Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein

Die Innungskrankenkassen haben rund fünf Millionen Versicherte. Mehr als drei Millionen davon entfallen auf die IKK classic, die mit Abstand größte Innungskrankenkasse. Die Aufgaben des IKK-Bundesverbandes wurden Mitte 2008 auf den GKV-Spitzenverband übertragen. Die Interessen der Gruppe innerhalb der GKV nimmt heute die „Gemeinsame Vertretung der Innungskrankenkassen e. V.“ wahr.


Landwirtschaftliche Krankenkasse

Die Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) ist eine Marke der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) in ihrer Funktion als Trägerin der Krankenversicherung der Landwirte. Die SLVG führt die Aufgaben der bis Ende 2012 bestehenden neun landwirtschaftlichen Krankenkassen fort. Die landwirtschaftliche Krankenversicherung ist eine Pflichtversicherung für landwirtschaftliche Unternehmer, mitarbeitende Familienangehörige sowie landwirtschaftliche Rentenbezieher und Altenteiler. Ihr gehören etwa 700.000 Versicherte an. Für die Beiträge zur Krankenversicherung gelten besondere Regeln. Sie orientieren sich am sogenannten korrigierten Flächenwert des jeweiligen Landwirtschaftsbetriebs als fiktiver Einkommenswert. Die LKK ist - mit wenigen Ausnahmen - nur für Landwirte und ihre Angehörigen zugänglich.