Leicht defizitär - die Kassenlage der GKV im ersten Quartal 2023

News-Artikel vom: 28.07.2023

Die 96 gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben die ersten drei Monate dieses Jahres mit einem leichten Minus in Höhe von 162 Mio. Euro abgeschlossen. Dies geht aus einer Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums hervor.

Den Einnahmen von 75,5 Mrd. Euro standen demnach Ausgaben 75,7 Mrd. Euro gegenüber. Der Ausgabenzuwachs betrug im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal 4,6 Prozent bei einem Zuwachs der Versicherten von 1,1 Prozent. Der überdurchschnittliche Mitgliederzuwachs wurde wesentlich durch Geflüchtete aus der Ukraine geprägt, die nach dem ersten Quartal letzten Jahres - der Ukrainekrieg begann am 24. Februar 2022 - in großer Zahl ins Land kamen.
 

Mehr als 600 Mio. Euro an den Gesundheitsfonds abgeführt

Betrachtet man die einzelnen Krankenkassenarten, ergibt sich folgendes Bild: die AOK’sverzeichneten ein Defizit von 57 Mio. Euro, die Ersatzkassen von 38 Mio. Euro. Deutlich schlechter schnitten die viel kleineren Betriebskrankenkassen mit -74 Mio. Euro und die Knappschaft mit -71 Mio. Euro ab. Die Innungskrankenkassen erzielten dagegen einen Überschuss von 66 Mio. Euro und auch die nicht am Risikostrukturausgleich beteiligte Landwirtschaftliche Krankenkasse konnte einen positiven Saldo (+12 Mio. Euro) ausweisen.

Die Finanzreserven der gesetzlichen Krankenkassen lagen am Quartalsende bei 10,1 Mrd. Euro. Das sind 0,4 Monatsausgaben - das Doppelte der gesetzlich vorgeschriebenen Reserve von 0,2 Monatsausgaben. Mit dem sogenannten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sind die gesetzlichen Krankenkassen in diesem Jahr verpflichtet worden, 2,5 Mrd. Euro aus ihren Reserven an den Gesundheitsfonds abzuführen. Dementsprechend wurden im ersten Quartal mehr als 600 Mio. Euro an den Gesundheitsfonds gezahlt.
 

Trotz sprudelnder Einnahmen - Gesundheitsfonds mit saisonalem Milliardendefizit 

Der Gesundheitsfonds verfügte zu Jahresbeginn über eine Liquiditätsreserve von ca. 12 Mrd. Euro und schoss das erste Quartal mit einem Defizit von 3,7 Mrd. Euro ab. Dieses erhebliche Minus ist zum größeren Teil saisonal bedingt. Während die Mittelabflüsse aus dem Gesundheitsfonds über das Jahr mehr oder weniger gleichmäßig erfolgen, gibt es bei den Beitragseinnahmen bedingt durch Jahressonderzahlungen ein beitragsstarkes viertes Quartal, während die Beitragseinnahmen in den übrigen Quartalen schwächer ausfallen.

Trotz des Minus war die Entwicklung der Beitragseinnahmen im Gesundheitsfonds im ersten Quartal gut. Die Einnahmen stiegen im Vergleich zum gleichen Vorjahresquartal um 6,2 Prozent. Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen: die kräftigen Lohnerhöhungen im Rahmen der letzten Tarifrunden, die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro/Stunde und der Abbau von Kurzarbeit in der Nach-Corona-Zeit. Die Einnahmen werden vom Gesundheitsfonds nach Durchführung des Risikostrukturausgleichs an die Krankenkassen weiterverteilt. Die Zusatzbeiträge der Krankenkassen lagen im ersten Quartal im Schnitt bei 1,5 Prozent und damit geringfügig unter dem „amtlichen“ durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 1,6 Prozent.
 

Stark gestiegen: Ausgaben für Krankenhaus, Impfungen und Reha 

Die Leistungsausgabender Krankenkassen sind in den ersten drei Monaten um 5,6 Prozent gestiegen, während die Verwaltungskosten um 9,7 Prozent zurückgegangen sind. Dies ist wesentlich einem einmaligen Sondereffekt zuzuschreiben. Eine einzelne Krankenkasse musste im ersten Quartal 2022 in erheblichem Umfang Altersrückstellungen bilden, die die Verwaltungskosten nach oben trieben. Dieser Effekt ist jetzt weggefallen.

Bei den Leistungsausgaben haben vor allem die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen stark zugenommen. Sie sind um 7,7 Prozent gestiegen. Treiber waren hier mehr Behandlungsfälle, deutliche höhere Pflegepersonalkosten und inflationsbedingte Preissteigerungen. Die Arzneimittelausgaben wuchsen mit 2,7 Prozent nur mäßig. Das gilt auch für ambulant-ärztliche Behandlungen (+1,6 Prozent) und ambulant-zahnärztliche Behandlungen ohne Zahnersatz (+2,4 Prozent). Deutlich mehr ausgegeben werden musste für Schutzimpfungen (+15,2 Prozent) sowie für Vorsorge- und Reha-Leistungen (+11,5 Prozent).

 

 

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