Bei den gesetzlichen Krankenkassen gibt es weniger Unterschiede im Hinblick auf die Art der Leistungen als im Hinblick auf die Qualität. Der Leistungskatalog der GKV schreibt die zu erbringenden Leistungen nämlich im Wesentlichen fest. Die Leistungen der Krankenkassen sind bis auf wenige Ausnahmebereiche gleich. Qualitätstransparenz ist vor diesem Hintergrund eine wichtige Voraussetzung, um eine fundierte Krankenkassenwahl treffen zu können. Derzeit wird im Bundesgesundheitsministerium an den Grundlagen für mehr Qualitätstransparenzgearbeitet.
Parallel dazu hat das Meinungsforschungsunternehmen YouGov im Auftrag der SBK - Siemens Betriebskrankenkasse eine Online-Umfrage unter Versicherten zu ihren Erwartungen an die Qualitätstransparenz von Krankenkassen durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 2.009 Personen im Zeitraum 23. bis 25. August 2023. Die „Stichprobe“ ist repräsentativ für die erwachsene bundesdeutsche Bevölkerung mit GKV-Mitgliedschaft.
Fast zwei Drittel der Befragten waren „auf jeden Fall“ oder „eher“ der Meinung, dass der Vergleich zwischen Krankenkassen aktuell recht schwierig ist. Nur ein gutes Viertel erklärte, kein oder nur ein geringes Interesse an Krankenkassen-Vergleichsmöglichkeiten zu haben. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer würden es begrüßen, wenn die Krankenkassen ihre Service-Qualität transparenter machen würden. 78 Prozent hielten eine unabhängige Vergleichsplattform für sinnvoll, um Qualitätsunterschiede transparent zu machen. Etwas zurückhaltender war die Meinung zum qualitätsbedingten Krankenkassenwechsel. 21 Prozent der Befragten stimmten der Aussage voll und ganz zu, einen Krankenkassenwechsel bei einem schlechten Qualitätsranking der eigenen Krankenkasse in Betracht zu ziehen. 39 Prozent stimmten der Aussage eher zu. Immerhin 40 Prozent würden das nicht als Wechselanlass sehen.
Doch wonach bemisst sich die Service-Qualität einer Krankenkasse aus Sicht der Versicherten? Auch dieser Frage ging die YouGov-Untersuchung nach. Dabei gab es jeweils hohe Zustimmungswerte zu allen vorgeschlagenen Qualitätsangaben. Am höchsten war die Zustimmung bei Angaben zur Dauer der Antragsbearbeitung, zur verständlichen Begründung von Antragsablehnungen und zum direkten Aufzeigen von Alternativen bei Antragsablehnungen. Hier lag die Zustimmungsquote jeweils bei mindestens 74 Prozent. Am meisten scheint die Schnelligkeit der Antragsbearbeitung zu interessieren. Diese Angabe wünschten sich 42 Prozent der Befragten „auf jeden Fall“. 34 Prozent signalisierten immerhin noch „eher“ Zustimmung.
Ebenfalls große Zustimmung fanden folgende vorgeschlagenen Qualitätsangaben:
Die YouGov-Meinungsforscher fragten auch danach, wie wichtig beim Qualitätsvergleich Erfahrungsberichte der Versicherten für die Krankenkassenwahl seien. 28 Prozent der Teilnehmer erklärten, dies sei „sehr wichtig“, 43 Prozenten hielten das für „eher wichtig“.
Insgesamt zeigt die Umfrage einen großen Bedarf an mehr Qualitätstransparenz. Insofern ist das Bundesgesundheitsministerium unter Zugzwang. Und woran orientieren sich GKV-Versicherte heute bei der Krankenkassenwahl? 56 Prozent entscheiden nach den freiwilligen Zusatzleistungen einer Krankenkasse, für 36 Prozent sind Bonusprogramme und Prämien ein Entscheidungskriterium. Ebenfalls wichtig sind das Image der Krankenkasse (31 Prozent) und die persönliche Erreichbarkeit „vor Ort“ (rund ein Viertel). Vor allem ältere Versicherte schätzen nach wie vor den persönlichen Kontakt, die Nähe einer Geschäftsstelle ist hier ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Krankenkassenwahl.
