Virtuelle Behandlungen - ein Praxisbeispiel aus dem Bereich der TK

Digitale Angebote bei medizinischen Behandlungen sind bisher eher die Ausnahme als die Regel. Erst sehr zaghaft und vorsichtig nähert man sich Lösungen wie zum Beispiel der virtuellen Sprechstunde per Video-Chat. Wenn von Digitalisierung im Gesundheitswesen die Rede ist, dann stehen Abwicklungsunterstützung und medizinische Information im Fokus. Dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt, zeigt ein Beispiel, das von der Techniker Krankenkasse (TK) unterstützt wird.

Die TK übernimmt jetzt die Kosten für eine virtuelle Therapie für Versicherte mit Angststörungen. Diese psychischen Störungen können sehr vielfältig ausgeprägt sein und gehen mit übertriebenen, zum Teil exzessiven Angstreaktionen auf vermeintliche Bedrohungen einher. Bekannte Phänomene sind zum Beispiel Platzangst, Höhenangst, Flugangst, Sozialphobien, Angst vor bestimmten Tieren (Spinnen, Insekten, Hunden usw.). Die Liste ließe sich fortsetzen.
 

Invirto - digitale Therapie gegen Angststörungen

Schätzungen gehen davon aus, dass im Lauf eines Lebens rund 15 Prozent der Menschen zeitweise an einer mehr oder weniger ausgeprägten Angststörung leiden. In der Bundesrepublik wären danach ca. 12 Millionen Menschen betroffen. Um Angststörungen zu therapieren, gibt es verschiedene Verfahren.

Bei Verhaltenstherapien konfrontiert man den Patienten mit dem Gegenstand seiner Angst und übt einen anderen Umgang damit ein. Zuvor gemiedene Situationen sollen beherrscht und in das normale Leben integriert werden. Bei tiefenpsychologischen Verfahren werden versteckte angstauslösende Konflikte aufgedeckt und bearbeitet. Entspannungsverfahren sind eher symptomatisch orientiert und wollen die mit der Angst verbundene innere Anspannung „entkrampfen“.

Verhaltenstherapeutisch orientiert, aber auch übergreifend angelegt ist diedigitale Therapie „Invirto“, die von der Hamburger Firma Sympatient für die Behandlung von Angststörungen entwickelt worden ist. Sie ermöglicht Patienten quasi die „Selbsttherapie“ in den eigenen vier Wänden zu Hause ohne Gang zum Therapeuten. Das Angebot richtet sich vor allem an Betroffene, die Probleme haben, schnell einen Therapeuten zu finden - entweder weil Therapieangebote ausgebucht sind oder kein geeigneter Therapeut in der Nähe zu finden ist.
 

Mit App und VR-Brille

Vor Beginn der digitalen Therapie werden die Patienten zunächst klassisch ambulant untersucht. Aufbauend auf der Diagnose erhalten Sie Zugang zu einer App und eine VR-Brille, die nach Hause geschickt wird. Damit können sie alleine entscheiden, wann sie welche Videos schauen und Übungen absolvieren. Die App-Inhalte sind jeweils auf die festgestellte Angstdiagnose ausgerichtet. Invirto bietet über zwölf Stunden an digitalen therapeutischen Inhalten in acht Kurseinheiten und kann in zwei Wochen absolviert werden. Letztlich entscheidet der Patient aber selbst, wann und welchen Zeitabständen die Lektionen absolviert werden.

Man wird bei der „Selbsttherapie“ nicht komplett allein gelassen. Im Verlauf des Kurses ist ein zweistündiger Telefon-Termin mit einem Therapeuten vorgesehen, um die vorgesehenen Angst-Experimente mit der VR-Brille zu besprechen. Es gibt auch Hilfe und Notfallnummern für plötzlich auftretende Panikattacken. Zum Kursabschluss findet ein weiterer Telefontermin mit dem Therapeuten statt. Die Therapie endet damit offiziell. Es besteht aber weiterhin Zugang zu allen App-Inhalten, Übungen können vertieft und mit weiteren Experimenten begleitet werden.
 

Begleitende wissenschaftliche Studie

Die ersten Patienten, die von der Invirto-Therapie Gebrauch machen, werden von Wissenschaftlern im Rahmen einer Studie begleitet. Die Techniker Krankenkasse erstattet die Kosten der Therapie vollständig. Sollten die Erfahrungen mit dem virtuellen Therapie-Angebot positiv sein, dürfte das Beispiel Schule machen.

 

 

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