Vor ziemlich genau einem Jahr nahmen in Deutschland die Terminservicestellen ihre Arbeit auf. Sie waren auf der Grundlage des sogenannten GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes geschaffen worden. Damit sollte einem von „Kassenpatienten“ häufig beklagten Übel entgegengewirkt werden, den oft langen Wartezeiten bei Arztterminen. Gerade beim Gang zum Facharzt mussten GKV-Mitglieder in der Vergangenheit nicht selten mit Wartezeiten von etlichen Wochen bis zu mehreren Monaten rechnen.
Die Terminservicestellen werden von den kassenärztlichen Vereinigungen betrieben. In jedem Bundesland gibt es eine, in NRW zwei – insgesamt 17 Stück. Der Terminservice kann von allen GKV-Mitgliedern genutzt werden, die eine dringliche Facharzt-Überweisung haben. Bei Augenarzt- und Frauenarztterminen hilft die Stelle auch ohne Überweisung. Jedem, der den Terminservice nutzt, muss binnen einer Woche ein Terminvorschlag unterbreitet werden, der nicht mehr als vier Wochen in der Zukunft liegen darf. Wenn kein Facharzttermin verfügbar ist, erfolgt die Vermittlung zu einer ambulanten Krankenhausbehandlung. Arztwahl besteht nicht, ebenso existiert kein Anspruch auf Vor-Ort-Behandlung. „Zumutbare Entfernungen“ zum Behandlungsort müssen von den Patienten in Kauf genommen werden.
In zwölf Monaten rund 120.000 Termine vermittelt
Ein Jahr nach der Einführung der Terminservicestellen bewertet die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) den Erfolg des Modells zurückhaltend. Die Inanspruchnahme sei nach wie vor verhalten. Die Anzahl der binnen zwölf Monaten vermittelten Termine liege unter 120.000. Diese Zahl erscheint gar nicht so wenig, allerdings weist die KBV darauf hin, dass im gleichen Zeitraum rund 580 Mio. ambulante Behandlungen hierzulande stattgefunden hätten. Darauf bezogen liegt die Vermittlungsquote bei 0,2 Promille, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass es sich bei den Behandlungen nicht nur um Facharzttermine handelte.
Viele Anfragen, die bei den Terminservicestellen eingehen, führen laut KBV gar nicht zu einem Termin. Rund ein Drittel der Anrufer wolle lediglich Informationen, ohne einen Terminwunsch zu äußeren. Ein weiteres Drittel wünsche zwar einen Termin, es fehle aber an dem nötigen Überweisungsschein. Nur bei jedem Dritten komme es daher tatsächlich zur Terminvereinbarung. Hauptsächlich gefragt seien Termine bei Gastroenterologen, Hautärzten, Nervenärzten und Orthopäden. Erfolglose Terminvermittlungen seien nahezu ausgeschlossen.
Ab 1. April auch Termine beim Psychotherapeuten
Doris Pfeiffer, die Vorsitzende des GKV-Verbandes, wertet die Arbeit der Terminservicestellen positiver als die KBV. Die Einrichtung habe sich insgesamt bewährt, so Pfeiffer. Sie sieht als eine Ursache für die bisher nur verhaltene Nutzung, dass die kassenärztlichen Vereinigungen das Service-Angebot eher versteckten anstatt es aktiv zu vermarkten. Ab 1. April vermitteln die Stellen auch Termine bei Psychotherapeuten. Hier müssen Kassenpatienten bisher ebenfalls oft lange auf eine Therapie warten.